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Zufall?

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Jedes Jahr zu Weihnachten bekommen wir in der Pfarre von der Bestattung Werbegeschenke. Diesmal ist es eine echt schöne Trinkflasche. Meine Kollegin fragt mich, ob ich eine haben wolle. "Ja, voll gerne!", rufe ich, wie aus der Pistole geschossen, weil sie mir eben wirklich gut gefällt. Aber hinterher ärgere ich mich darüber, denn in Wirklichkeit brauche ich gar keine Trinkflasche. Ich habe eine, die für meine Bedürfnisse viel praktischer ist. Was soll ich jetzt damit tun? Soll ich sie in den Carla Laden bringen? Jetzt habe ich mir noch Arbeit zusätzliche angefangen... So bleibt die Flasche erstmal auf meinem Schreibtisch stehen.
Am nächsten Tag kommt eine junge Frau, die ich nicht gut kenne, in mein Büro. Da fällt plötzlich mein Blick wieder auf diese Trinkflasche. Soll ich sie fragen, ob sie diese haben will. Aber warum? Ich kenne diese Frau ja nicht mal gut. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich soll es tun. Und so frage ich, ob sie rein zufällig eine Trinkflasche haben mag. Sie beginnt laut zu lachen. Heute Früh habe sie im Internet nach einer Trinkflasche gesucht und sie haben sich fest vorgenommen, noch heute eine zu bestellen, weil sie dringend eine brauche. "Manchmal übertreibt der Zufall", ruft sie. Ich grinse: "Ich glaube eher, es war der Heilige Geist." Sie ist nicht kirchlich geprägt und kann mit Heiligem Geist nicht viel anfangen. Noch Stunden später spricht sie von dem erstaunlichen Zufall. Aber wie heißt es so schön: "Den Zufall wählt Gott, wenn er inkognito bleiben will." (Albert Schweitzer)

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Elfriede Demml, Pastoralreferentin in Graz, 14. Dezember 2023

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