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Machtlose Bedrohung

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Heute Nacht hatte ich mal wieder einen intensiven Traum, den ich hier niederschreiben mag.
Ich war auf einer Reha. Wie aus dem Nichts tauchten aus meinem Badezimmer immer wieder verschiedene furchteinflößend aussehende Männer in meinem Zimmer auf. Ich erstarrte vor Schreck. Dann schrie ich laut und schlug um mich. Pfleger eilten herbei und vertrieben die dunkle Gestalt prügelnd aus meinem Zimmer. Doch kaum war wieder Ruhe eingekehrt, spazierte wieder wie aus dem Nichts ein anderer Mann zähneputzend aus meinem Badezimmer raus. Er tat nichts, strahlte aber eine bedrohliche Stille aus. Die Szene wiederholte sich. Irgendwann wurde sogar eine Security vor meinem Zimmer positioniert. Aber nichts half. Irgendwo tauchte immer wieder still einer dieser Männer auf und jagte mir allein durch seine Anwesenheit Angst ein. Man wusste nicht, was er im Schilde führt. Nach einiger Zeit stellte ich aber fest, dass alle diese Gestalten zwar eine große Bedrohung ausstrahlten und offensichtlich auch daran interessiert waren, damit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und alles andere lahm zu legen, aber sie konnten überhaupt nichts tun. Meist schlichen sie zähneputzend durch die Gegend, konnten also weder reden noch mit den Händen was tun. So gesehen war es fast lächerlich, Angst vor ihnen zu haben und ihnen eine solche Macht über mich einzuräumen, mögen sie noch so furchteinflößend aussehen.

Ist das nicht auch mit niederdrückenden diffusen Gedanken so? "Du genügst nicht. – Du wirst ausgenutzt. – Du schaffst das nicht... " Je mehr Aufmerksamkeit ich ihnen schenke, desto mehr gebe ich ihnen die Macht, mich lahmzulegen. Aber "du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde" (Psalm 23,5). Darauf will ich mich konzentrieren.

Elfriede Demml (33), Pastoralreferentin in Graz, 4. März 2021 
Erschienen in: Die Tagespost
, 8.4.2021

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