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Darf man „blöd“ und „checken“ in der Kirche sagen?

 

„Ihr müsst euch das mal vorstellen. Die Jünger, die nach Emmaus gehen, sind tottraurig, weil sie ihren besten Freund verloren haben. Vor lauter Trauer checken sie gar nicht, dass der Mann, der mit ihnen geht, eh Jesus ist. … Jesus geht auch mit uns. Aber das blöde ist, wir merkten es oft nicht…“

So oder so ähnlich versuche ich den Volksschulkindern beim Osterschulgottesdienst das Evangelium von den Emmausjüngern näher zu bringen. Was bei ihnen hängen bleibt ist jedoch nicht das spannende Experiment, das ich ihnen ans Herz lege, nämlich eine Woche lang jeden Tag Jesus einladen „Jesus, bleibe bei mir!“. Nein, wie mir die Religionslehrerinnen direkt nach dem Gottesdienst und auch noch eine Woche später berichten, beschäftigt die Schüler, ob man „blöd“ und „checken“ in der Kirche überhaupt sagen darf.

Ich muss schmunzeln. Eher hätte ich von frommen alten Damen als von Kindern erwartet, dass sie an meiner saloppen Sprache Anstoß nehmen. Immerhin verwenden sie im Alltag durchaus schlimmere Worte als „blöd“ und „checken“. Aber dann bin ich berührt. Scheinbar spüren sie doch, dass die Kirche ein besonderer Ort ist und dass man sich, wenn man vor Gott hin tritt nicht einfach so benimmt, wie sonst auch. Spüren sie so etwas wie Ehrfurcht? Dann dürfen wir viel von ihnen lernen.

Aber die Ehrfurcht darf nicht dabei stehen bleiben, dass wir vor Angst, etwas falsch auszudrücken, in einer geistlichen Sprachlosigkeit enden. Gott will nicht in einer Sphäre, die uns sowieso zu hoch ist, schweben. Er will mit uns auf dem Weg sein. Er will dass wir, wie die Emmausjünger mit und über ihn sprechen. Auch mit unserer ungehobelten Alltagssprache.

 

Elfriede Demml (28), Pastoralassistentin in Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, April 2016

Erschienen in: Ausseerland Pfarrblatt, Mai/Juni 2016

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