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Geheime Wünsche

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"Ein Freund und ich haben für heute einen Spaziergang vereinbart. Normalerweise freue ich mich immer auf diese Spaziergänge, doch heute merke ich schon beim Aufwachen, dass mir das gerade eigentlich zuviel ist. Ich sehne mich einfach nur nach Ruhe und Stille. "Ich wünsche ihm ja nicht, dass er krank ist und auch nicht, dass was Schlimmes passiert. Aber wenn irgendetwas nicht Schlimmes dazwischenkommen würde, hätte ich nichts dagegen", bete ich im Morgengebet.
Ich versuche mich dann trotzdem innerlich für die Begegnung zu öffnen. Kürzlich habe ich in der Benediktsregel gelesen, dass der Pforten Bruder rufen soll "Gott sei Dank" oder segne mich", wenn jemand bei ihm anklopft. Es ist also ein Segen Gottes, jemanden zu begegnen.
Und dann kommt die Nachricht: "Es tut mir voll leid, ich kann nicht zu unserem Treffen kommen. Es ist nichts Schlimmes, aber ich kann hier leider trotzdem nicht weg."
Gott, du erstaunst mich wirklich immer wieder. Selbst die geheimsten Sehnsüchte meines Herzens sind dir ein Anliegen und du tust alles, mir deine Liebe zu zeigen. Anstelle des Spaziergangs setze ich mich in eine nahegelegene Kirche, in der gerade eucharistische Anbetung ist, und genieße beim Herrn die Stille und Ruhe, nach der ich mich so sehr gesehnt habe
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Elfriede Demml (34), Pastoralreferentin in Graz, 19. April 2021 
Erschienen in: Die Tagespost
, ?.2021

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