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Getragen


Kürzlich durfte ich mit der Pfarre nach Israel fliegen. Abgesehen davon, dass es unbeschreiblich ist, in der Landschaft unterwegs zu sein, wo auch Jesus herum spaziert ist, war schon der Flug ein echtes Abenteuer für mich. Mein erster Flug in meinem ganzen Leben!
Bei der Hinreise hatte ich das Privileg, am Fenster sitzen zu dürfen. Es war zugleich faszinierend und gruselig so-weit hinunter zu blicken. Von meinem Fenster aus konnte ich weder Flügel noch Triebwerke des Flugzeugs sehen. Ich wurde also getragen, ohne den Grund dafür er-blicken zu können. Durfte aber trotzdem spüren, dass es klappt.
Beim Rückflug saß ich ganz in der Mitte und konnte gar nicht nach draußen sehen. Mir war schon bewusst, dass wir jetzt schon im Landeanflug sind. Das habe ich deut-lich gespürt. Aber plötzlich hat es gerumpelt und gewackelt und ich wurde ganz starr vor Schreck und war sicher, dass jetzt meine letzte Stunde geschlagen hat. Jetzt stürzen wir ab. Der Mann neben mir spricht zwar nicht meine Sprache, redet aber beruhigend auf mich ein und plötzlich klatschen alle. Wir sind gelandet. Was gerumpelt hat war die Landebahn. Mir standen Tränen in den Augen vor Erleichterung. Ich habe es tatsächlich überlebt! Ich war gerettet.
Gott, ist es nicht auch mit dir so? Wie oft sehe ich bei einer Situation in den Abgrund und denke mir, aus menschlicher Sicht kann ich jetzt nur noch fallen. Aber wenn schon das Flugzeug, das nur von Menschenhand gemacht ist, in den meisten Fällen nicht abstürzt. Um wie viel mehr bin ich getragen von dir, egal vor welchem Abgrund ich stehe, wenn ich mich nur im Schatten deiner unsichtbaren Flügel berge.


Elfriede Demml (32), Pastoralassistentin in Graz, 17.8.2019
Erschienen in: Steirisches Salzkammergut Pfarrblatt, November/Dezember 2019

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