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Schokolade zur rechten Zeit

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Ich bin für mehrere Stunden alleine mit dem Rollstuhl in der Stadt unterwegs für Erledigungen und für die Messe und Anbetung. Blöderweise habe ich vergessen, meine Assistentin zu bitten, mir eine Jause mitzugeben. Nun sitze ich also in der Kirche und merke, dass der Hunger kommt und dass es aber noch lange dauern wird bis ich etwas bekomme... Plötzlich kommt eine junge Frau von hinten an mich heran und streckt mir etwas entgegen. "Das ist Schokolade aus Kroatien und ich würde sie Ihnen gerne schenken", sagt sie. "Oh, ich liebe Schokolade! Vielen Dank!" Dass ich gerade darüber nachgedacht habe, wann ich wohl das nächste Mal was zum Essen bekomme, erzähle ich ihr nicht. Schließlich sind wir gerade in der Anbetung. Aber ich erkenne sofort, dass Gott mir in ihr einen Engel geschickt hat. Die Anbetung geht zu Ende und ich schaue schon, wen ich wohl fragen könnte, mir was zu trinken zu geben, denn der Durst ist inzwischen auch schon groß geworden. Die erste Frau, die ich ins Auge gefasst habe, entwischt mir und auch der junge Mann, der vor mir aus der Kirche geht verschwindet sofort um die Ecke. Gott, du musst mir zeigen, welchen Engel ich fragen kann. Ich biege auf die Straße und wer steht vor mir? Eine Freundin von mir. "Oh, du bist mein Engel!", rufe ich und bitte sie, mir was zu trinken zu geben und mir die Schokolade zu öffnen. Ich erzähle ihr die ganze Geschichte und sie erzählt mir, dass sie gerade auf dem Weg in die Arbeit ist und "zufällig" - was sonst nie passiert - fünf Minuten zu früh dran ist und dass sie eigentlich selber gar nicht weiß, warum sie heute diesen Weg genommen hat, weil sie sonst eigentlich immer einen anderen Weg geht.

 

Elfriede Demml, 10. November 2023

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