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Du bist wunderschön

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Pfingstkongress in Salzburg mit 7000 jungen Menschen. Der Dom bebt, wenn der Lobpreis erklingt. Doch noch ist es früh morgens und ich stehe in der Essensschlange an für das Frühstück. Plötzlich kommt ein Mädchen, legt mir im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter, schaut mir in die Augen und sagt, „Du bist wunderschön.“ Ehe ich verdattert antworten kann, ist sie schon wieder verschwunden. Ich könnte gar nicht mehr beschreiben, wie sie ausgesehen hat. Verwundert sehe ich an mir herunter. Eigentlich sehe ich noch ziemlich verschlafen aus, meine Frisur ist auch nicht sonderlich außergewöhnlich. Hat sie vielleicht mein feuerfarbenes Leiberl gemeint, das ich extra angezogen habe, weil heute Pfingsten ist? Wohl kaum. Ich glaube, sie hat gesehen, wie sehr mich diese letzten Tage erfüllt haben. Die gemeinsame sichtbare Freude an unserem Herrn. Das gibt mir zu denken. Wie viel Raum gebe ich Gott in meinem Alltag, dass er mich erfüllen kann und mich wirklich schön machen kann? Wie oft entdecke ich in den anderen die Schönheit, die Gott in sie hineingelegt hat? Oder schaue ich nicht meist zuerst darauf, was sie mir nutzen könnten? Und wenn ich schon die Schönheit in anderen entdecke, habe ich dann den Mut, einfach so wie das Mädchen auf die Menschen zuzugehen und ihnen zu sagen, dass sie schön sind? Ohne Hintergedanken? Ohne peinliches erröten, was sie denken könnten? Ohne Neid? Doch dieser Zuspruch bleibt: Du bist wunderschön.

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Elfriede Demml (30), Pastoralassistentin im Pfarrverband Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, 11.6.2017

Erschienen in: Ausseerland Pfarrblatt, Juli/August 2017

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