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Selbstliebe?!
Wir sind Gottes Kunstwerk!

 

Dass Nächstenliebe im Christentum ganz groß geschrieben wird, wissen selbst Menschen, die der Sache eher fern stehen. Und dass Christen Gott lieben und sich von ihm geliebt wissen, liegt auch nicht fern. Aber Selbstliebe? Grenzt das nicht an Egoismus? Und ist nicht gerade Egoismus etwas von dem wir uns fernhalten wollen? Ist es dann nicht besser, uns selbst klein zu machen?

Doch halt! Wir sind Gottes Kunstwerk! Wenn wir wirklich ernst nehmen, dass Gott unser Schöpfer ist, dass er uns liebt und uns genauso gemacht hat, wie es ihm gefällt, dann können wir nicht mehr einfach an uns herumnörgeln. Dann hat er sich vielleicht etwas dabei gedacht, als er die Nase etwas schief wachsen ließ, mich nicht zum Supersportler gemacht hat, ja es sogar zugelassen hat, dass ich gar nicht gehen kann. Dann freut er sich vielleicht sogar über mein erstes graues Haar – wer weiß, Gottes Geschmack ist ja wirklich unergründlich. Scheinbar macht es ihm nichts aus, dass ich so langsam bin und nie alle Dinge schaffe, die ich mir vorgenommen habe. Scheinbar kann er selbst mit meiner Ungeschicklichkeit noch etwas bewirken. Ja, wenn das wirklich so ist, dann will ich diesem großen Künstler nicht im Wege stehen. Dann will ich nicht jammern, dass er dieses oder jenes an mir wirklich besser hätte machen können. Dann will ich glauben, dass es gut ist, genauso wie ich bin. Dann will ich ihm danken für mein Leben und für alle meine Fähigkeiten. Dann will ich ihm danken, dass er in meinen Schwächen da ist und darin stark ist.

Und wenn ich dann so froh und zufrieden auf mein Leben blicke, wächst mit der Dankbarkeit automatisch der Wunsch Gott zu loben und mich für meine Nächsten einzusetzen. Aber es wächst eben auch der Wunsch, gut auf mich selber aufzupassen; denn ein so großartiges Kunstwerk darf nicht zerstört werden. Ein so großartiges Kunstwerk muss so behandelt und positioniert werden, dass es strahlen kann und zur Freude für Gott, für die Menschen und für sich selbst wird.

 

Elfriede Demml (28), Pastoralpraktikantin Graz Liebenau, April 2015

 

Erschienen in: Pfarrblatt Wir3 in Liebenau, Juni-August 2015

 

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