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Gegenseitig ermutigen


Gemeinsam mit einer Freundin darf ich ein paar wunderbare Tage der Stille und des Gebets bei den Johannes Brüdern in Marchegg verbringen.
Die Au-Landschaft in der Umgebung lädt zu Spaziergängen ein und so sind auch wir in der wunderbaren Natur unterwegs. Plötzlich kommen wir an eine Brücke und meine Freundin meint, sie würde mal lieber die Brücke testen, denn in ihren Augen sehe sie relativ morsch aus und sie wäre sich nicht sicher, ob diese alte Brücke meinen schweren Elektrorollstuhl aushält. Vorsichtig tritt sie auf die Brücke und tatsächlich, eine Latte gibt sofort nach. "Was sollen wir machen?" - "Also vor der Brücke habe ich weniger Angst", meine ich. "Da fahre ich einfach ganz schnell über dieses morsche Brett drüber und der Rest sieht ja ganz passabel aus. Was mir eher Sorgen macht ist die Herde Wildpferde auf der anderen Seite." , meine ich skeptisch. Ach vor denen brauchst du keine Angst haben, meint sie. Ich bin ein altes Bauernhof Kind. Die werde ich schon verscheuchen." So ermutige ich sie, die Brücke zu passieren und sie ermutigt mich, an der Pferdeherde vorbei zu fahren. Und wir schaffen diese Challenge. Hätten wir beide vor der gleichen Herausforderung Angst gehabt, hätten wir wahrscheinlich umgedreht und einen weiten Umweg gemacht. Aber so war immer eine da, die die andere ermutigen konnte.
Übrigens haben wir am nächsten Tag bei unserem Spaziergang gesehen, dass Arbeiter die Brücke abgerissen und erneuert haben. Wir waren also wahrscheinlich ziemlich die letzten, die diese Brücke sicher überquert haben. Gott sei Dank.


Elfriede Demml (31), Pastoralassistentin in Graz, 20.2.2019

Erschienen in: Die Tagespost, 18.4.2019

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