top of page

Gehalten

​

Am Ufer des Meeres spaziert eine Familie mit zwei kleinen Buben entlang. Der kleinere hängt an der Hand der Mama und wird immer langsamer. Jammernd sinkt er dann vollends in die Knie. Der Papa dreht sich um und setzt den Jungen kurzerhand auf seine Schultern. Man könnte meinen, super, das Problem ist gelöst und der Junge kann sich freuen, dass er einen Papa hat, der ihn trägt, wenn er den Weg alleine nicht mehr schafft. Doch dem Kleinen ist die Höhe und der Blick auf die steil abfallenden Klippen direkt neben dem Weg unheimlich und er schreit: "Hilfe, Papa, da fall ich ins Wasser!" - "Halt' dich an mir fest", sagt der Papa beruhigend und sie gehen weiter.

Mich berührt die Szene. Ist es nicht auch in unserem Leben so? Wenn wir alleine nicht mehr weiter können, trägt uns der himmlische Vater. Doch das ist uns manchmal unheimlich. Wir haben es nicht gerne, die Dinge nicht mehr im Griff zu haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es fällt uns schwer, einfach auf die starken Arme des Vaters zu vertrauen. Doch er flüstert uns beruhigend zu: "Halt' dich an mir fest. Ich trage dich und lasse dich nicht fallen. Vertrau mir."


Elfriede Demml (33), Pastoralassistentin in Graz, 18.07.2020
Erschienen in:
Steirisches Salzkammergut Pfarrblatt, September/Oktober 2020

bottom of page