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Beschenkt sein als Lebensstil


Impulsreihe von
Pastoralreferentin Elfriede Demml/Frühjahr 2021

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Teil 2. Gott gibt in Fülle

Mädchen staunt über Blumenwiese -Bild von Jill Wellington auf Pixabay

Im ersten Teil unserer kleinen Impuls Reihe zum Thema "Beschenkt sein als Lebensstil" haben wir darüber nachgedacht, dass sich der Geber in der Gabe selbst mitschenkt. Ja, das stimmt. Aber wir Menschen können das nur in eingeschränkter Weise, denn wir haben Angst davor, uns wirklich ganz hin zu schenken. Aber es gibt einen, der ist Meister darin, sich ganz zu schenken und zwar im Überfluss. Gott gibt in Fülle und er gibt sich selbst in dieser Fülle. Das sehen wir gerade in diesen Tagen in der verschwenderischen Schönheit des Frühlings. Aber auch viele Geschichten aus der Bibel erzählen uns davon.

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Weinwunder bei der Hochzeit zu Kana (Johannes 2,1-12)

 

Denken wir z.B. an das Weinwunder bei der Hochzeit zu Kana (Johannes 2,1-12). Sechs steinerne Wasserkrüge, von denen jeder 80 bis 120 Liter Fassungsvermögen hatte, hat Jesus in Wein verwandelt. Und es wird extra betont, dass die Krüge bis an den Rand gefüllt waren. Gehen wir mal von durchschnittlich 100 Litern pro Krug aus, dann sind das 600 l oder 800 Flaschen Wein.

 

Ich habe mich schlau gemacht, wie viele Liter Wein auf einer Hochzeit gebraucht werden.

Auf der Internetseite "Getränke auf der Hochzeit" (https://www.tietheknot.at/getraenke-auf-der-hochzeit) werden für eine Hochzeit mit 60 Gästen 15 Liter oder 20 Flaschen Wein berechnet.

 

Wenn wir jetzt sagen, es sind nicht nur 60 Gäste sondern doppelt so viele, nämlich 120 Gäste, dann sind wir bei 30 Liter oder 40 Flaschen Wein. Selbst wenn wir noch davon ausgehen, dass bei einer jüdischen Hochzeit 7 Tage lang gefeiert wird, sind wir bei 210 Liter und 280 Flaschen. Das ist aber immer noch weit unter den 600 Liter oder 800 Flaschen, die Jesus gewandelt hat. Noch dazu haben die Gäste ja schon Wein getrunken, er ist ja immerhin schon ausgegangen und wir wissen nicht, wie viele Tage schon gefeiert wurde. Fazit ist: Jesus hat einfach viel, viel zu viel Wein gewandelt. Warum? Er will uns zeigen, dass Gott nicht knausrig ist. Er gibt in Fülle.

 

Und zwar nicht nur was die Quantität betrifft, sondern auch, was die Qualität betrifft. Er hat keinen billigen Fusel geliefert, so wie es der Küchenchef angesichts der späten Stunde erwartet hätte. Er ersetzt das Wasser durch besten Wein.

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Die übrigen Körbe (Markus 8,14-21)

 

Ähnliches erfahren wir bei der Brotvermehrung. Kurz nachdem Jesus 5000 Männer mit fünf  Broten gesättigt hat (Markus 6,35-44) und dann noch mal 4000 Menschen mit sieben Broten (Markus 8,1-10), ereignet sich folgende Szene (Markus 8,14-21): Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs und – man kann es vor dem Hintergrund, was gerade passiert ist, kaum fassen – sie machen sich Sorgen darüber, dass sie vergessen haben, Brot einzupacken. Also ich kann das ja ehrlich gesagt gut nachvollziehen, ich werde auch immer ganz nervös, wenn ich das Gefühl habe, ich habe nicht genug Jause mit. Da habe ich immer den Verdacht, ich muss bestimmt verhungern. Aber zum Glück ist das bis jetzt nicht passiert. ;-)

 

Was ich aber im Zusammenhang mit dieser Stelle spannend finde, ist, dass Jesus sie nicht daran erinnert, wie viel Leute er gesättigt hat und dass sie ja wohl darauf vertrauen können, dass er sie mit dem einen Brot, dass sie ja eh mithaben, auch wieder sättigen kann. Nein, er erinnert sie an das, was übriggeblieben ist. Nämlich beim ersten Mal 12 Körbe und beim zweiten Mal sieben Körbe. 12 und sieben sind beides Zahlen der Fülle. Alle sind satt geworden und trotzdem ist noch eine riesige Fülle übriggeblieben.

 

Gott gibt nicht nur so viel, dass wir gerade mal genug haben zum Überleben. Nein, Gott gibt in Fülle. Und es ist ihm offensichtlich auch wichtig, dass wir sorgsam mit dieser Fülle umgehen: "Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt" (Johannes 6,12).

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Die Frage ist, wie wir mit dieser Fülle umgehen und ob wir sie überhaupt wahrnehmen. Das wollen wir uns im nächsten Impuls genauer anschauen.

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Elfriede Demml, Frühjahr 2021

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