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Weg bereitet

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Ich sitze im Zug. Durch das Verladen meines Elektrorollstuhls hat der Zug noch größere Verspätung bekommen, als er ohnehin schon hatte. Doch ich soll eigentlich den Anschlusszug erreichen. Der nächste würde erst 2 Stunden später fahren. Das wäre nicht nur ärgerlich, weil ich dann zu spät zu meinem Termin komme. Das größere Problem ist, dass ich allein unterwegs bin und ich ohne Assistentin noch weitere 2 Stunden nicht zur Toilette gehen könnte. Meine Blase ist gut trainiert, aber irgendwann kommt sie auch an ihre Grenzen. Ich bitte die Schaffnerin, anzufragen, ob der nächste Zug auf uns warten kann. (Die Sache mit dem Klo erzähle ich natürlich nicht, das wäre mir zu peinlich.) Sie hat wenig Hoffnung, dass das möglich ist, verspricht mir aber nachzufragen und mir dann Bescheid zu geben. Die Zeit vergeht und ich rechne nicht mehr damit, dass der Zug warten kann. Trotzdem bin ich erstaunlich gelassen. „Gott, du wirst eine Lösung finden.“ Da kommt die Schaffnerin. „Der Zug kann leider nicht auf uns warten. Aber Sie werden mit einem Rollstuhltaxi an Ihr Ziel gebracht.“ „Was? Ein Taxi für mich allein?“ Würde ich nicht davon ausgehen, dass Gott diese unglaubliche Situation für mich eingefädelt hat, wäre es mir peinlich, dieses Angebot anzunehmen. Aber so staune ich einfach mal wieder, wie sehr mich Gott beschenkt und er mir die Wege bereitet.

 

Elfriede Demml (34), Pastoralreferentin im Seelsorgeraum Graz-Südwest, 16.11.2021

Erschienen in: Steirisches Salzkammergut Pfarrblatt, Jänner/Februar 2022

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