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Deine erste Aufgabe

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Nun ist es also schon einige Wochen her, seitdem ich meine Jungfrauenweihe empfangen durfte. Immer wieder schaue ich staunend auf meinen Ring und kann es noch gar nicht richtig fassen, dass es nun tatsächlich so weit ist. Es mag paradox klingen, aber irgendwie steckt in diesem „Sich entschieden haben und gebunden haben“ eine große Freiheit. Und ich bin sehr dankbar dafür. Sehr beeindruckt hat mich die große Freude und Zuneigung so vieler Menschen in meiner Umgebung. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass dieser doch etwas außergewöhnliche Weg so angenommen und mitgetragen wird. Darüber freue ich mich sehr!

Der Alltag bleibt allerdings der gleiche. 1000 Sachen schwirren in meinem Kopf, die ich am liebsten alle gleichzeitig erledigen würde. Wenn dann selbst im Gebet diese Gedanken um mich kreisen, höre ich diese leise werbende Stimme: „Deine erste Aufgabe ist es, mich zu lieben.“ Ja, meine (und unser aller!) erste Aufgabe ist es IHN zu lieben und alles andere folgt daraus und wird vor diesem Hintergrund auch leichter. Aber was heißt denn das nun ganz genau? Ich frage einen guten Freund und er vergleicht es mit einer Mutter, die ihr Kind irgendwie immer bei sich hat und mit sich trägt, auch wenn das Kind vielleicht gerade gar nicht körperlich anwesend ist. Oder mit einem Verliebten oder einem Ehepaar. Sie alle leben in einer „Wir Form“. Selbst wenn der andere gerade nicht da ist, ist alles auf ihn hin bezogen. Der ganze Alltag ist erfüllt und getragen von der Sehnsucht nach dem anderen und von der Freude darüber, dass er da ist, auch wenn wir es vielleicht nicht merken.

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Elfriede Demml (30), Pastoralassistentin im Pfarrverband Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, 12.10.2017

Erschienen in: Ausseerland Pfarrblatt, November/Dezember 2017

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