top of page

Nicht sonderlich anziehend


Wenn wir Christen genauso gestresst sind, wie alle anderen, wirkt das nicht besonders anziehend,“ stellte Georg Plank kürzlich bei einem Seminar für Pfarren nüchtern fest. Der Satz ging mir zu Herzen. Wie oft passiert es mir, dass jemand zu mir ins Büro kommt und sagt: „Entschuldigung, dass ich störe.“ Das tut mir jedes Mal weh, denn ich sitze hier genau wegen diesen Menschen. Ansonsten könnte ich meine Arbeit auch von zuhause erledigen. Scheinbar nützt es auch nichts, dass auf der Bürotür ein Zettel hängt, auf dem steht: „Wir sind für euch da!“ Es müsste meine Haltung sein, die überzeugt und jedes Schild überflüssig macht. Und ich müsste die Gedanken endgültig über Bord werfen, die mir täglich zuflüstern, ich sei meiner Arbeit nur würdig, wenn ich sehr beschäftigt wirke. Mein Terminkalender müsste damit leben lernen, über den Haufen geschmissen zu werden und offen zu bleiben für Überraschungen. Am Ende des Tages müsste ich sagen können: „Ja, ich bin SEINEM Ruf gefolgt und ich habe SEINE Freude in die Welt getragen.“


Elfriede Demml (29), Pastoralassistentin in Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, Juli 2016
Erschienen in:
Die Tagespost, 3.12.2016

bottom of page