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Elfriede empfängt die Jungfrauenweihe

Pastoralassistentin Elisabeth Fritzl interviewt ihre Kollegin Elfriede Demml zu ihrer bevorstehenden Jungfrauenweihe

Du, Elfriede ich habe gehört, dass am 16. September um 18h in Christkönig deine Jungfrauenweihe stattfindet. Wie kommt man bitte auf so eine Idee?

Für manche ist diese Nachricht eine (vielleicht auch merkwürdige) Überraschung, für andere die logische Konsequenz meines bisherigen Lebens- und Glaubensweges. Tatsache ist, dass mich der gute Herr Jesus in den letzten Jahren sanft und geduldig, aber unüberhörbar gerufen hat: „Bleibe du bei mir!“ – zum Beispiel durch biblische Texte, wie das Hohelied der Liebe. Lange habe ich gesucht, was dieser Ruf zu bedeuten hat und wie ich darauf antworten kann. Nun habe ich einen Weg gefunden.

Und was kann ich mir unter einer geweihten Jungfrau genau vorstellen?

Schon in der frühen Kirche gab es sogenannte „Gott geweihte Jungfrauen“, die durch ihr „ganz normales“ Leben ein lebendiges Zeichen dafür waren, dass Christus seine Kirche liebt, wie ein Bräutigam seine Braut und umgekehrt. Dieses lebendige Zeichen der freudigen und sehnsuchtsvollen Liebe der Kirche zu Christus, unserem Bräutigam, darf nun auch ich sein – in meinem „ganz normalen“ Alltag. Voll Freude darf ich mein JA zu Gott sprechen und leben.

Woran erkennt man eine geweihte Jungfrau?

Die Insignien (Kennzeichen), die eine Jungfrau bei ihrer Weihe bekommt, sind:

1) Ein Ring als Zeichen der bräutlichen Verbundenheit mit Christus.

2) Das Stundenbuch. Es ist das Gebetbuch der Kirche, das Priester und Ordensleute, geweihte Jungfrauen, aber auch viele Laien täglich stellvertretend für die ganze Kirche und zum Lob Gottes beten.

3) Einen Schleier für besondere Anlässe. Der Schleier bedeutet einerseits, dass man sich von Gott in den Dienst nehmen lässt, andererseits kann er auch als Brautschleier gesehen werden. Außerdem gilt der Schleier als besonderes Zeichen der Anwesenheit Gottes.

Aber wenn du fragst, woran man eine geweihte Jungfrau erkennt, muss ich sagen: man erkennt sie äußerlich nicht als geweihte Jungfrau, wenn man sie zum Beispiel auf der Straße trifft. Es ist mehr eine innere verborgene Berufung. Geweihte Jungfrauen beten wie gesagt das Stundengebet und versprechen ein jungfräuliches Leben zu führen. Durch ihr ganzes Leben soll deutlich werden, wie sehr Christus seine Kirche liebt und umgekehrt.

Ist das für immer? Ich meine, was wäre, wenn dir ein richtig netter Mann begegnen würde, der richtig gut zu dir passt?

Du meinst, ob man aus Sache wieder rauskommt? :-) Also erstens, ich habe mich nicht für diese Lebensform entschieden, weil ich bis jetzt keinen Mann gefunden habe, oder weil ich keine Männer mag. Ganz im Gegenteil, ich liebe sie sehr! Besonders die starken, die mich auf Händen tragen. :-) Und es war keine Schnapsidee von heute auf morgen. Es war ein jahrelanger Prozess in dem ich immer tiefer erkannt habe, dass der Herr mich ruft und dass er mir diese Form des Lebens schenken will, weil sie mich am glücklichsten macht und weil ich damit für viele Frucht bringen kann. Ich habe mich also nicht gegen die Männer entschieden, sondern für Christus! Es ist wie in einer Ehe. Man entscheidet sich (hoffentlich wohl überlegt) für einen Partner/eine Partnerin. Es wird aber im weiteren Leben immer wieder Situationen geben, in denen auch andere besonders attraktiv erscheinen. Trotzdem darf man sich immer wieder in die einst getroffene Entscheidung hineinstellen und muss nicht bei jeder Begegnung von vorne anfangen zu überlegen, ob nicht doch dieser oder jene besser gewesen wäre. So darf auch ich mich immer wieder in diese Entscheidung hineinstellen und jeden Tag neu mein JA zum Herrn sprechen.

Bitte begleitet mich dabei im Gebet und gerne auch bei der Weihe mit Bischof Wilhelm Krautwaschl am Samstag, 16. September um 18:00 Uhr in Christkönig!

Elfriede Demml (30), Pastoralassistentin im Pfarrverband Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, 22.4.2017

Erschienen in: Pfarrblatt Christkönig-Schutzengel, Juni/Juli/August 2017

5 Jahre später...

Weihejubiläum 16. September 2022 in Christkönig
Pfarrer Wolfgang Schwarz interviewt mich während der Predigt:

1) Woran denkst du, wenn du an den 16. September 2017 denkst und dich zurückerinnerst?
Mein Lieblingsmoment war der Augenblick, als meine Brüder mich aus dem Rollstuhl genommen und als Zeichen der Hingabe an Gott vor dem Altar flach auf den Boden gelegt haben. Ich habe diese sogenannte Prostratio auch früher bei Priesterweihen schon immer so geliebt und war überglücklich, als ich erfahren habe, dass das auch zur Liturgie der Jungfrauenweihe dazu gehört. Bei der Vorbereitung hat jemand gemeint, das könnten wir bei mir dann weglassen, weil das ja kompliziert für mich sei. Da bin ich fast aus dem Rolli gehüpft und habe gerufen: "Auf gar keinen Fall! Darauf freue ich mich am meisten!"

2) Wie wird jemand eine Gottgeweihte Jungfrau? Wie bist du dazu gekommen und welche Voraussetzungen braucht es dafür überhaupt?
Man muss eine Frau sein. ;⁠-⁠) Und zuallererst ist es keine eigene Idee, sondern ein Ruf von außen. Irgendwann im Leben kommt es zu einem Moment der intensiven Begegnung mit Gott, bei der man den Verdacht hat – zumindest bei mir war es zu Beginn einfach nur ein leiser Verdacht – Gott will irgendetwas von mir, er hat einen besonderen Plan mit mir, aber ich weiß noch nicht so genau was. Und dann macht man sich auf die Suche. Manchmal ist es eine lange Suche. Mich hat dabei ganz besonders das Hohelied der Liebe im Alten Testament berührt, wo diese Liebe Gottes zu uns Menschen mit der Liebe zwischen Braut und Bräutigam verglichen wird. Das hat mich tief im Herzen getroffen und ich wuss-te: Ja, dieser Sehnsucht will ich folgen. Und dann habe ich erstmal ein privates Verspre-chen vor meinem geistlichen Begleiter und zwei meiner besten Freunde abgelegt, immer für ein Jahr habe ich versprochen, Jesus mein Leben ganz zu schenken. Aber ich hatte Sehnsucht, dass das noch einen offizielleren Charakter hat und dann habe ich von der Jungfrauenweihe erfahren. Man bittet den Bischof um Aufnahme in die Kandidatur und dann wird man über längere Zeit von einer geweihten Jungfrau und von einem Priester begleitet, um einfach ganz genau zu prüfen, ob das wirklich der Weg ist der mich glücklich macht. Nach Abschluss der Kandidatur und wenn man mindestens sein 30. Lebensjahr erreicht hat (es soll ja keine jugendliche Schnapsidee sein) kann man dann wiederum beim Bischof den Antrag auf die Weihe stellen. Und wenn alle Beteiligten der Meinung sind, dass das wirklich der Weg ist, zu dem ich berufen bin, steht der Weihe, die dann lebenslänglich gilt, nichts mehr im Wege.

3) Was ist das spezifische Charisma einer Gottgeweihten Jungfrau? 
Unsere erste und wichtigste Aufgabe ist es, Braut zu sein. Wir dürfen durch unser Leben mitten in der Welt sichtbar und spürbar machen, dass Gott seine Kirche liebt, wie ein Bräutigam seine Braut. Das was wir leben gilt eigentlich für die ganze Kirche. Wir dürfen mit unserem Leben Zeichen dafür sein. Wir beten das Stundengebet, wie auch Ordensleu-te und Priester und stehen so lobend, bittend und dankend stellvertretend für die ganze Welt vor Gott. Und dann geht jede Jungfrau, je nach ihren Begabungen und Eigenschaf-ten, noch ihren Diensten nach, die dem Reich Gottes und der Gesellschaft dienen. Aber zuallererst sind wir wie gesagt Braut Christi. Wie sich das zeigt ist ganz unterschiedlich.

4)Wie hat sich deine Verbindung zu Jesus in den letzten fünf Jahren entfaltet?
Ich würde sagen in zwei Richtungen: ein Weg nach innen und ein Weg nach außen. Einer-seits ist in mir immer mehr die Sehnsucht gewachsen, Jesus in Einsamkeit und Stille zu begegnen. Ich liebe es, in meiner "Kammer" zu sein, das Stundengebet zu beten und ein-fach nur in Stille zu lauschen auf die Stimme des Bräutigams, die manchmal mehr, manchmal weniger und manchmal gar nicht wahrnehmbar ist. Und dann gibt es noch den Weg nach außen. Ich habe immer mehr gelernt, Jesus überall zu entdecken. Mir kommt vor, besonders in den Öffis begegne ich ihm oft. In der Begegnung mit den Menschen und in verschiedensten Situationen nehme ich ihn wahr. Vor kurzem war ich wieder für drei Wochen auf Therapie in Deutschland. Früher habe ich dort oft darunter gelitten, dass ich die einzige Gläubige bin und niemanden habe, mit dem ich dort meinen Glauben teilen kann. Aber dieses Jahr hatte ich ganz besonders den Eindruck: Gott ist sogar mit auf der Turnmatte.

Elfriede Demml, 16. September 2022
 

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