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Zwei linke Hände

 

Es war das Fastensuppenessen 2013 in der Pfarrgemeinde Benediktbeuern. Ein an einem Gehirntumor erkrankter Freund und ich mit meiner spastischen Tetraparese saßen nebeneinander auf einer Bierbank und warteten auf unsere Freunde, die das Essen holten. Jeder von uns hatte schon eine Flasche Limonade vor sich, doch blöderweise waren sie zu und wir hatten im wahrsten Sinne des Wortes nur zwei linke Hände, denn unsere rechten Hände waren zu sehr gelähmt, als dass man sie zum Öffnen einer Flasche verwenden könnte. So saßen wir eine zeitlang durstig wartend vor unseren geschlossenen Flaschen, bis wir merkten, dass wir uns ja mit unseren zwei linken Händen zusammentun könnten. Ich hielt also jeweils die Flasche fest und er drehte den Deckel auf. So, das erste Hindernis war geschafft. Da aber meine linke Hand auch nicht so ganz funktionstüchtig ist, mussten wir den nächsten Schritt auch noch gemeinsam gehen. Wir hielten meine Flasche fest und führten sie mit zwei linken Händen zu meinem Mund. Es hat geklappt! Als unsere Freunde zurückkamen, fanden sie zwei siegesfreudig strahlende Gesichter. – Gemeinsam sind wir stark, auch mit zwei linken Händen! 
 

Elfriede Demml (27), macht bald ein Praktikum in der Klinikseelsorge in Murnau,
7. Mai 2014

 

Erschienen in: Die Tagespost, 10.5.2014

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