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Den Herzschlag Gottes hören - 

inneres Gebet mit Teresa von Avila

 

(Diesen Impuls habe ich beim Loretto Gebetskreis Graz am 5.9.2018 gehalten. Zur Einstimmung eignen sich sehr gut folgende Lieder: Komm sieh/Come see, Holy Spirit you are welcome here, El Shaddai, Herr, öffne du mir die Augen, Zu deinen Füßen sitze ich. Und als Abschluss: Wo ich auch stehe)

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Warum es zu diesem Impuls kam:

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1 Ich habe im Sommer bei einer karmelitischen Gemeinschaft so viel Stille und tiefen Frieden erlebt. - Und dann das Loretto-Gemeinschaftstreffen voller Lobpreis und Freude als Gegenstück dazu. Und ich glaube, das eine erwächst aus dem anderen.

2 Ein Erlebnis zu Hause bei meiner Familie im Wald: In meinem Kopf rattert es, was ich in nächster Zeit alles zu tun habe und dann war es mir, als würde Jesus zu meinem Herzen sprechen. Jetzt bleibst du erstmal hier, nimmst wahr wie schön ich die Schöpfung um dich herum gemacht habe und dass ich da bin. Bleib jetzt einfach mal bei mir. Und da ist mir wieder bewusst geworden, wie wichtig es ist, immer wieder in die Stille einzutauchen und seinen Herzschlag zu hören. – Und das zu trainieren, damit man solche Einladungen vom Herrn überhaupt wahrnehmen kann.

 

Aber wie geht das?

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1. Unter wessen Blick stehe ich?

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Bewusst aussteigen aus dem prüfenden und leistungsorientierten Blick der Welt.

 

Bildbetrachtung Vater mit Tochter am Arm:

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Was seht ihr?

  • Die beiden sind glücklich.

  • Freuen sich aneinander.

  • Nicht angestrengt.

  • Ohr des Mädchens an der Brust des Vaters als würde sie lauschen , was da rauskommt. Blick des Vaters am Mädchen - Tattoo von Auge auf Brust.

  • Erträgt sie.

  • Sind in einem Garten. – Alle wichtigen Dinge passieren in einem Garten. Garten Eden, Gebet am Ölberg, Auferstehung, das Hohelied der Liebe.

  • Es gibt einen Zaun, mit dem der Garten geschützt ist.

 

Aber wie kann es zu so einer innigen Begegnung mit dem Vater im Gebet kommen?

Meine Erfahrungen und was mir wichtig geworden ist. Meine wichtigste Lehrmeisterin darin ist Teresa von Avila.

 

Inneres Gebet bei Teresa von Avila

 

Ein liebendes zusammenkommen mit einem Freund – eine personale Begegnung mit jemandem – nicht nur ein inneres Leer werden, wie in anderen Religionen.

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Die innere Burg

Teresa vergleicht die Seele mit einer wunderschönen Burg aus Kristall mit vielen Wohnungen. Wir dürfen diese Wohnungen durchschreiten. Ganz innen in der innersten Wohnung wohnt Gott bei jedem Menschen. Wir können diesen Kristall außen verdunkeln, aber die Würde, dass Gott in uns wohnt, ist durch unseren Schöpfer in uns hineingelegt. Und er sehnt sich danach, dass wir ihm in dieser Innersten Wohnung begegnen. Es ist seine große Freude, bei uns Menschen zu sein. Und er freut sich, wenn auch wir da sind und nicht nur außerhalb dieser Burg herumspazieren.

 

"Wenn ich früher gewusst hätte,

welcher König in meinem Herzen wohnt,

hätte ich ihn nicht so oft alleine gelassen."

Teresa von Avila

 

2. Die Ablenkungen

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Der Gang in die Burg ist wunderschön, aber auch hart. 1000 Ablenkungen warten auf uns. Teresa nennt es das Ungeziefer, das in den Vorhöfen der Burg sein Unwesen treibt. Und sie rät uns, dieses Ungeziefer nicht weiter zu beachten. Es wohnt da, aber wir müssen uns nicht darüber aufregen. Ihr kennt das bestimmt alle, sobald ich zu beten beginne, fängt es mich erstmal überall an zu jucken oder mir tut was weh und überhaupt fallen mir 1000 ganz ganz wichtige Dinge ein, die noch zu erledigen sind, über die ich mir Sorgen machen muss, die gerade eigentlich viel dringender wären als zu beten, denn beten kann man schließlich immer.

Eine Schwester hat mal gesagt, man muss sich diese Gedanken vorstellen wie Fische im Wasser. Fische sind im Wasser zu Hause. Man muss sich nicht darüber aufregen, dass sie da sind. So sind unsere Gedanken in unserem Hirn zu Hause. Wir brauchen nicht dagegen kämpfen. Aber wir können uns entscheiden, ob wir diese Fische, die da daher schwimmen genau betrachten, genau analysieren, woher sie kommen , wohin sie gehen, welche Sorte sie sind und so weiter, oder ob wir sie einfach vorbei schwimmen lassen und nicht weiter beachten. So können wir es auch mit unseren Gedanken tun. Wir haben die Entscheidung, ob wir darauf einsteigen und die Gedanken weiter spinnen, oder ob wir sie einfach vorbei ziehen lassen.

 

Wir begegnen uns selber – und das kann ziemlich anstrengend sein. Erst in der Stille wird mir vieles bewusst, was an mir nicht so toll ist, wofür ich mich schäme, Dinge die ich gar nicht sehen will kommen zum Vorschein. Da kann ich auf drei mögliche Weisen reagieren:

  1. Entweder ich lenke mich wieder ab und flüchte vor dieser Selbsterkenntnis, oder

  2. ich quäle mich selbst damit, wie schlecht und unwürdig ich bin. Noch eine andere "gute Idee" wäre,

  3. mir die Dinge einfach schön zu reden. So schlimm ist es doch gar nicht, die anderen sind doch auch so und außerdem kann ich in Wirklichkeit gar nichts dafür, dass ich so geworden bin ...

Teresa zeigt uns aber noch einen vierten Weg, der uns eher ans Ziel bringt und das ist folgende Erkenntnis:

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ER hält uns aus.

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Auch wenn wir uns selbst nicht aushalten und ausstehen können, ER hält uns aus. Es ist ihm am allerliebsten, wenn wir ganz ungeschminkt zu ihm kommen, so kann er am besten an uns wirken.

 

Fazit

 

Wenn wir also dieses Ungeziefer nicht so viel beachten und unserem Blick unbeirrt auf den König richten, von dem wir die Gewissheit haben, dass er tief in unserem Herzen zu Hause ist, dann meint Teresa, wir sind wie ein tiefer Teich. Er kann zwar immer wieder mal an der Wasseroberfläche erschüttert werden durch äußere Einflüsse, aber tief im Inneren ist er ganz ruhig. So kann auch in uns der Friede wachsen, auch wenn es äußerlich manchmal stürmisch ist. Das darf man auch sehen, das ist kein Problem. Aber wir wissen, ganz in unserem Inneren haben wir einen sicheren Zufluchtsort.

Aber wie suchen wir den jetzt trotz aller Hindernisse auf?

Teresa sagt:

 

3 Mit entschlossener Entschlossenheit

 

Nicht krampfhaft in einem Leistungsdenken, aber auch nicht im Sinne von naja, schauen wir halt mal, egal ob es mir gelingt oder nicht … Sondern mit entschlossener Entschlossenheit sich für das Gebet entscheiden.

 

  1. Sich bewusst machen, Gott ist da und ich bin da.

  2. Eine Haltung des Gebets einnehmen.

  3. Mit dem Atmen sich bewusst machen, dass der Geist Gottes in uns weht. Er hat uns seinen Geist eingehaucht.

  4. Mögliche Hilfen:

  • Jesusgebet aus der Ostkirche: bei jedem ausatmen innerlich Jesus sprechen. Im Namen Jesu liegt Macht und Heil. Denk an das Lied „Heilig“ von der Outbreakband. Da heißt es, wenn dein Name auch nur erwähnt wird, dann wirkst du Wunder unter uns. WOW.

  • Schriftwort betrachten: als Einstieg eine Bibelstelle lesen, und die Stelle die mich besonders berührt hat genauer betrachten. Einen Dank und eine Bitte daraus formulieren. Hören, was mir Jesus damit sagen will. Aber wenn ich ins Grübeln gerate, wieder zurückkehren zum Ausgangspunkt. Gott ich stehe unter deinem lieben Blick …

   5. und am aller wichtigsten, nicht aufgeben:

„Wenn dein Herz wandert oder leidet,

bring es behutsam an seinen Platz zurück und

versetze es sanft in die Gegenwart unseres Gottes.

Und selbst dann, wenn du nichts getan hast in deinem Leben,

außer dein Herz zurückzubringen und

wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen –

obwohl es jedesmal wieder fortlief, wenn du es zurückgeholt hattest – ,

dann hat sich dein Leben wohl erfüllt.“

Hl. Franz von Sales

 

Einüben des Stillen Gebetes mit Bibelstelle als Einstieg

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"In Gibeon erschien der HERR dem Salomo nachts im Traum und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll! 

Salomo antwortete: Du hast deinem Knecht David, meinem Vater, große Huld erwiesen; denn er lebte vor dir in Treue, in Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen. Du hast ihm diese große Huld bewahrt und ihm einen Sohn geschenkt, der heute auf seinem Thron sitzt. So hast du jetzt, HERR, mein Gott, deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein. Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast: einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann. Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht! Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren? 

Es gefiel dem Herrn, dass Salomo diese Bitte aussprach. Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht. Aber auch das, was du nicht erbeten hast, will ich dir geben: Reichtum und Ehre, sodass zu deinen Lebzeiten keiner unter den Königen dir gleicht. Wenn du auf meinen Wegen gehst, meine Gesetze und Gebote bewahrst wie dein Vater David, dann schenke ich dir ein langes Leben. 

Da erwachte Salomo und merkte, dass es ein Traum war. Als er nach Jerusalem kam, trat er vor die Bundeslade des Herrn, brachte Brand- und Heilsopfer dar und gab ein Festmahl für alle seine Diener."

(1 Könige 3,5-15)

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Dem Salomo geht es so ähnlich wie uns. Er ist ein Königskind und ihm ist Vollmacht verliehen – und er ist völlig überfordert damit. Auch wir sind Königskinder, uns ist Vollmacht verliehen einerseits direkt vor Gottes Thron zu treten, andererseits in seinem Namen zu wirken. – Und wir sind völlig überfordert damit. Was macht Salomo? Er bittet um ein hörendes Herz. Und Gott ist tief berührt von dieser Bitte. Er wird um so viele Dinge gebeten jeden Tag. Aber da ist wirklich einer, der wirklich IHN hören will! Das haut selbst Gott fast vom Hocker. Wenn wir mit dieser Bitte um ein hörendes Herz jetzt ins Gebet gehen, können wir sicher sein, dass es sein Herz tief berührt und er uns mit dem Reichtum seiner Liebe überschüttet. Ob wir es sofort spüren oder nicht.

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Einladung zu 5 Minuten Stille mit der Bitte um ein hörendes Herz.



Elfriede Demml (31), Pastoralassistentin im Pfarrverband Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, September 2018.

Impuls gehalten beim Loretto Gebetskreis Graz am 5.9.2018

Am Arm des Vaters - den Herzschlag Gottes hören
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