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Ich kenne ihre Stimme

 

Auf den sonnigen Straßen Salzburgs herrscht großes Treiben. Wohin man schaut fröhliche junge Gesichter, die die Begeisterung der letzten Tage widerspiegeln. Pfingstkongress der Lorettogemeinschaft 2014. Auf unserem Streifzug durch die Stadt kommen wir an der Blasiuskirche vorbei. Durch ein schweres Holztor treten wir ein. Angenehm kühle Luft. Stille. Alle sind ausgerichtet auf den eucharistischen Herrn, der ausgesetzt auf dem Altar thront. Nur ein kleines etwa vierjähriges Mädchen, hüpft freudig aber dennoch still durch die Kirche. Es läuft beschwingt vor dem Altar vorbei, schlängelt sich vorsichtig durch die knienden Beter und zieht so ausgelassen Runde um Runde. Doch plötzlich bleibt es wie erstarrt stehen. „Mami?“ flüstert es und schaut sich hilfesuchend um. Alle Ausgelassenheit scheint wie weggeblasen, denn das Kind hat seine Mama, seine Sicherheit, aus dem Blick verloren. Ein beherztes „Mami!!?“ durchbricht die andächtige Stille. Die „Mami“ reagiert sofort und winkt. Doch das kann das kleine Mädchen zwischen all den großen Menschen nicht sehen. Da braucht es einen Vermittler. Der Mann, neben dem das verzweifelte Mädchen zu stehen gekommen ist hilft ihr weiter. „Schau, da drüben ist deine Mami.“ Erleichterung ist auf dem Kindergesicht zu lesen. Das Mädchen läuft in die angezeigte Richtung und wirft sich seiner Mutter in die Arme.
 

Eine alltägliche Begebenheit. Und doch steigen mir beim Beobachten dieser Szene Tränen in die Augen. Hat das nicht zutiefst mit unserem geistlichen Leben zu tun? Wir springen ausgelassen durch’s Leben bis wir plötzlich erkennen, dass wir unsere tatsächliche Sicherheit, Gott unseren guten Hirten, aus den Augen verloren haben. Meist ist es in einer Situation in der es sich eigentlich nicht schickt, um Hilfe zu schreien. Man will nicht auffallen. Was sollen die Menschen denken? Und doch, wenn wir es wagen hört er uns. Er kennt unsere Stimme und winkt uns zu sich zurück. Manchmal ist unser Blick noch zu verschleiert, um das zu erkennen. Da bedarf es wachsamer, vertrauenswürdiger Menschen, die schon „größer“ sind als wir, die auch unseren Hilfeschrei vernehmen und uns den Weg zurück zum Hirten weisen. Danke, an alle Wegweiser.

 

Elfriede Demml (27), Praktikantin in der Klinikseelsorge Murnau,14. Juni 2014

 

Erschienen in: Die Tagespost, 21.06.2014

 

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