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Freu(n)de und Segen machen gesund

 

Ich sitze bei meiner Arbeit, soll Fürbitten für die Feiertage vorbereiten. Doch mein Kopf schwirrt, mein Herz klopft schwer, ich kann mich kaum konzentrieren und alles was ich mache, erfordert große Anstrengungen. „Ich glaube ich werde krank.“ Mit Unbehagen denke ich daran, dass ich heute noch mit dem Zug nachhause fahren muss. Und für Nachmittag habe ich auch noch ein Treffen mit einem Mädchen aus dem Gebetskreis ausgemacht, das ich gar nicht richtig kenne. Ursache unseres Treffens ist eine Muttergottesstatue, die im Brauch des Herberg-Suchens im Advent von einem zum anderen wandert. „Also gut, wenn die Mutter Gottes das eingefädelt hat, dann werde ich schon noch durchhalten“, denke ich und machte mich auf den Weg.

Das Wetter ist sehr schön und so beschließen wir auf den Schlossberg zu gehen. Die Sicherung meines Elektrorollstuhls fliegt dreimal raus, weil es so steil ist. Aber wir haben sehr viel Spaß an unserem Ausflug, lernen uns kennen und freuen uns vor allem, dass wir unseren Glauben teilen können. Als krönenden Abschluss unseres Treffens, beschließen wir noch in die Nachmittagsmesse bei den Franziskanern zu gehen. Dort treffen wir zu unserer Freude auch noch einige andere aus unserem Gebetskreis. Am Ende der Messe gibt es einen Segen für Kranke. „So krank bin ich dann auch wieder nicht“, denke ich und zögere, mich in die Menschenschlange zu stellen. Aber als ich sehe, dass die anderen noch viel weniger krank aussehen und ich ja immerhin einen Rollstuhl habe, gebe ich mir doch einen Ruck und stelle mich an. Meine neue Freundin kommt auch mit.

Wenige Zeit später befinde ich mich am Bahnhof. Ich kann nur staunen über die Ereignisse der letzten Stunden und was sie mit mir gemacht haben. Vor ein paar Stunden habe ich mich noch „todkrank“ gefühlt hätte mich am liebsten ins Bett gelegt. Jetzt habe ich das Gefühl, es könnte mir kaum besser gehen. Freu(n)de und Segen machen offensichtlich gesund. So mache ich mich voll Vorfreude auf die Weihnachtsfeiertage auf den Weg zu meiner Familie.

 

Elfriede Demml (27), Pastoralpraktikantin im Pfarrverband Graz-Liebenau, Dezember 2014

 

Erschienen in: Die Tagespost, 14.02.2015


 

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