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Engel

 

Unsere Beschützer, Boten des Königs oder einfach nur nett anzusehende Wesen mit Flügel?

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Michael beschützt sein Volk vor bösen Mächten (Dan 10,13 und 12,1), Rafael begleitet Tobias auf einer abenteuerlichen Reise (Tobit 5 und 6), Gabriel bringt Maria die Botschaft, dass sie den Messias zur Welt bringen soll (Lukas 1,26ff). Diese (Erz-) Engel stellt uns unsere Bibel sogar mit Namen vor und wir alle kennen sie. Aber wer oder was sind Engel, außer dass wir sie uns gerne als Figuren in Kirchen, auf Fensterbankerl oder Gräber stellen? Ein genauerer Blick in die Bibel wird uns zum Staunen bringen und kann die Wesen vielleicht sogar aus dem Schleier der vielerorts boomenden Esoterik befreien.

Ich habe in der Bibel drei Aufgaben von Engeln entdeckt:

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1.) Engel sind Boten Gottes, die uns seinen Willen kundtun. In den Evangelien ist von Engeln vor allem am Anfang und Ende von Jesu Erdenleben die Rede. Engel verkünden seine Geburt (Lukas 2,10-11), Engel deuten den Frauen am leeren Grab das Ostergeschehen und beauftragen sie, das, was sie erlebt haben, weiterzusagen (Matthäus 28,1-8). Nach der Himmelfahrt Jesu werden die Jüngerinnen und Jünger, die Augenzeugen dieses Geschehens waren, von Engeln an ihren Missionsauftrag erinnert und gleichzeitig mit der Aussicht auf die Wiederkunft Christi getröstet. So machen die Boten Gottes nun Menschen zu Boten und Botinnen des Evangeliums (Apostelgeschichte 1,10-11).

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2.) Gott schickt uns seine Engel, um uns zu beschützen. Das ist für uns in der Schutzengel Pfarre natürlich besonders interessant. :-) In unserer Tradition haben wir die Vorstellung, jeder habe seinen persönlichen Schutzengel. Dafür gibt es in der Bibel aber nur ganz vage Hinweise, wie z.B.: Matthäus 18,10, wo der Herr von den Kindern sagt, dass ihre Engel im Himmel allezeit das Angesicht seines Vaters schauen.

Ob also Gott jeden Tag oder jede Stunde demselben Engel den Auftrag gibt, mich zu beschützen oder ob sich eine Anzahl von Engeln die Arbeit ‚teilen‘ – wir wissen es schlicht nicht. Tatsache ist:

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„… er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf allen deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“ (Psalm 91,11f)

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Ich glaube, darauf dürfen wir wirklich Vertrauen. „Ui, das war knapp!“, wie oft ist es mir schon passiert, dass ich das aufatmend feststellen durfte, wenn ich wieder einmal etwas unachtsam mit meinem Elektrorollstuhl im Verkehr unterwegs war.

Ich habe mir auch angewöhnt, Gott bewusst um die Unterstützung durch seine Engel zu bitten. Das können dann durchaus auch menschliche Engel sein. Ich darf zum Beispiel behaupten, dass ich noch nie länger als 10 Minuten vor einer verschlossenen Tür gestanden bin. Immer ist früher oder später ein „Engel“ aufgetaucht, der mir weiter geholfen hat. Auch der Erzengel Michael ist mir ein treuer Helfer und Beschützer. Ihn bitte ich, gemütlich in meinem Rollstuhl Platz zu nehmen, wenn ich diesen irgendwo stehen lassen muss. Denn ich wäre wirklich aufgeschmissen, wenn er zerstört oder gar geklaut werden würde. Oder wenn mir hin und wieder vor dem Einschlafen bewusst wird, dass ich ja ganz alleine in der Wohnung und mit meiner Behinderung ziemlich hilflos bin, lade ich den guten Michael ein, seine Flügel über mir auszubreiten und dann schlafe ich beruhigt ein.

Die ersten beiden Punkte sind schon sehr hilfreich für uns Menschen. Aber an meisten fasziniert mich die dritte Aufgabe, die ich in der Bibel entdeckt habe:

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3.) Engel sind dazu da, Gott anzubeten und ihn zu preisen – und das für immer! Genauer beschrieben wird uns das in Jesaja Kapitel 6 und Offenbarung Kapitel 4. Da stehen diese himmlischen Wesen Tag und Nacht vor seinem himmlischen Thron und sind so überwältigt von seiner Herrlichkeit und Schönheit, dass sie wie in Ekstase gar nicht anders können als ihn unentwegt anzuschauen und voller Begeisterung heilig, heilig, heilig zu singen. Ihr habt den Verdacht, das könnte auf Dauer langweilig werden? Keineswegs! Wenn ihr schon einmal einen richtig begeisternden Gottesdienst erlebt habt, dann habt ihr einen ganz, ganz kleinen Abglanz davon miterlebt. Wenn nicht, dann fangt damit an, selbst begeistert mitzusingen und euch wirklich mit vollem Herzen hinzugeben. Denn wir tun gut daran uns schon mal darin einzuüben, damit wir dann im Himmel mit der ganzen Begeisterung, Schönheit und überwältigenden Liebe nicht überfordert sind. :-) Halleluja! Praise the Lord! FOREVER!!!

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Elfriede Demml (29), Pastoralassistentin in Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, Juli 2016

Erschienen in: Pfarrblatt Graz-Schutzengel, September-November 2016

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