top of page

Spezialfreunde

​

Hier ein kleiner abendlicher Gruß von der Straße. Ich durfte die Wartezeit an der Bushaltestelle auf dem Weg nach Hause mit drei von unseren etwa 15-jährigen Spezial Freunden, die schon einiges in der Kirche beschädigt oder gar geklaut haben, verbringen. In betrunkenem Zustand waren sie sehr gesprächig.

Erstmal das wichtigste: Ich bin sehr hübsch, es macht gar nichts, dass ich im Rollstuhl sitze und ich werde bestimmt noch einen Mann finden und auf jeden Fall in den Himmel kommen. (Es beeindruckt mich, mit welcher Selbstverständlichkeit sie vom Himmel sprechen!)

Außerdem haben sie mir erzählt, dass sie ein paar Monate im Jugendgefängnis waren, weil sie Einbrüche verübt haben. Das haben sie aber nicht gemacht, weil sie böse Menschen sind. Nein, sie haben ein gutes Herz und sie würden niemals jemanden schlagen. Sie haben nur Geld gebraucht, weil sie so viel Scheiße gebaut haben und ihre Eltern so viel Strafe ihretwegen zahlen mussten. Das wollten sie ihren Eltern zurückgeben. Zwei von ihnen haben die Einbrüche gemeinsam gemacht. Den dritten haben sie im Gefängnis kennengelernt nun sind sie beste Freunde. Sie haben sich jetzt gemeinsam auf den Weg in die Stadt gemacht. Aber in einer Stunde müssen sie zu Hause sein und wieder nüchtern sein. Aber sie sind sich sicher, dass sie das schaffen. Einer der drei möchte gerne Koch werden und hat gleich so getan, als würde er mir Essen servieren.

So viel von unseren Freunden. Bitte schließe sie mit in dein Abendgebet ein. Ganz liebe Grüße! Elfriede
 

 

Elfriede Demml (30), Pastoralassistentin im Pfarrverband Graz-Christkönig/Hl. Schutzengel, 8.4.2018

Erschienen in​: Ausseerland Pfarrblatt, Mai/Juni 2018

bottom of page