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Fürchte dich nicht

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Es ist ein heißer Sommertag und ich sitze im Zug. Ein sehr freundlicher junger Mann vom Bordservice fragt mich in ausländischem Akzent, ob ich was zu trinken haben mag. Ich lehne dankend ab. Doch er bleibt hartnäckig: "Doch, es ist so heiß heute, du musst was trinken." Er hat recht, ich habe eigentlich großen Durst, aber... "Ja das stimmt, aber das Problem ist, ich kann nicht alleine trinken." - "Das ist kein Problem. Ich helfe dir gerne!" Und schon eilt er mit einer Wasserflasche und einem Becher herbei, schenkt mir Wasser ein und hält mir den Becher an den Mund. Ich bin einige Stunden in diesem Zug und jedes Mal, wenn er vorbeikommt, sieht er mich fragend an: "Möchtest du wieder trinken?", und dann hilft er mir wieder vorsichtig im wackelnden Zug, die nächsten Schlucke zu trinken. Kurz bevor ich aussteigen muss, kommt er wieder vorbei. Und als müsste er die Chance, vor dem Abschied noch nutzen, meint er ganz unvermittelt: "Auf deinem T-Shirt steht 'Fürchte dich nicht', glaubst du an Jesus?" - "Ja!", rufe ich freudig aus. - "Ich auch", sagt er strahlend, "ich werde für dich beten." - "Ich auch für dich." So verabschieden wir uns.

Fürchte dich nicht. Das Kennzeichen von uns Christen? Werden wir tatsächlich daran erkannt, dass wir furchtlos und voll Vertrauen sind, auch wenn es um uns herum drunter und drüber geht? Spürt man, wenn man uns begegnet, den Frieden, den Gott in unser Herz legt, ganz unabhängig von den Umständen um uns herum? Verbreiten wir diesen Frieden und dieses Vertrauen? Das wünsche ich uns, denn wir haben allen Grund dazu. Gott hält uns fest in seiner Hand, egal was passiert.

 

Elfriede Demml (34), 9.8.2021

Erschienen in: Steirisches Salzkammergut Pfarrblatt, September/Oktober 2022

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