top of page

In Gottes Gegenwart leben

 

"Stell dir vor, was mir letztens auf dem Heimweg von dir passiert ist", erzählt mir eine Freundin aufgeregt. "Ich bin ohne ersichtlichen Grund mit dem Fahrrad gestürzt mitten auf der Straße. Und das Auto hinter mir konnte noch rechtzeitig bremsen und mir ist überhaupt nichts passiert. Gott hat mich so sehr beschützt! Auch meinem Fahrrad schien es gut zu gehen. So bin ich dankbar weitergefahren und konnte noch gar nicht fassen wie beschützt ich bin. Plötzlich hat das Fahrrad blockiert und ich habe bemerkt, das ein Spanngurt, den ich immer auf dem Gepäckträger habe, in die Speichen geraten ist und sich darin fest verwickelt hat. Jetzt bin ich soweit gefahren damit und wieder ist mir nichts passiert! Ich bin direkt zur Fahrradwerkstatt gegangen, die zum Glück auf dem Weg lag und stell dir vor, der Techniker hat mein Fahrrad sofort repariert und nicht einmal etwas dafür verlangt. Gott ist so gut!"

Ich muss lächeln. Neben dem Wunder, dass Gott meine Freundin in allen Gefahren so gut beschützt und begleitet hat, ist für mich das mindestens so große Wunder, dass sie in all diesen widrigen Umständen Gottes gutes wirken so deutlich spüren kann. Jemand anders hätte mir die gleiche Geschichte etwa so erzählt: "Stell dir vor, was ich letztens für ein Pech hatte, ich bin mit dem Fahrrad gestürzt und fast hätte mich das Auto hinter mir angefahren. Und als wäre das noch nicht genug, hat sich wenig später auch noch mein Spanngurt in den Fahrradspeichen verheddert. Jetzt musste ich auch noch zur Fahrradreparatur. Hätte mir gerade noch gefehlt, dass ich dafür auch noch Geld ausgeben muss. Sowas kann auch nur mir passieren. Ich bin so ein Pechvogel."

Die gleiche Geschichte kann so unterschiedlich erlebt werden. Lebst du in der Waisenkind Mentalität, in der Überzeugung, dass du immer zu kurz kommst und Pech hast? Oder lebst du in der Königskind Mentalität, in der Überzeugung, dass du beschenkt und beschützt bist vom Vater im Himmel, egal was passiert? Es ist deine Entscheidung.


Elfriede Demml (33), Pastoralassistentin in Graz, 24.05.2020
Erschienen in
: Die Tagespost, 18. Juni 2020

bottom of page