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Da sein wie ein Kind

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Ich gehe mit einer Freundin im Stadtpark spazieren. Irgendwann wird es ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen zu langweilig und so hebt sie ihn heraus und stellt ihn auf den Weg. Der einjährige Jakob geht mit wankenden Trippelschritten. Dass er immer wieder hinfällt, scheint ihm nichts auszumachen. Er krabbelt einfach weiter, betrachtet interessiert die Steinchen am Weg und schenkt den gefundenen Schatz seiner Mama.
Die Leute, die uns begegnen, sind entzückt von diesem kleinen Kind. Selbst die Ordnungswachen beginnen liebevoll mit ihm zu sprechen. "Wenn ich mit ihm spazieren gehe, macht niemand ein finsteres Gesicht. Es ist so faszinierend, er macht nichts. Er ist einfach nur da, und allein damit macht er den Leuten schon solche Freude", so fast Jakobs Mama das Geschehen in Worte.
Allein durch unser Dasein Menschen Freude machen. Mir ist klar, dass wir mit der Niedlichkeit eines kleinen Kindes nicht mithalten können. Aber vielleicht können wir uns trotzdem etwas von der Grundhaltung abschauen:
Wenn wir fallen und nicht mehr weitergehen können, dann eben krabbeln. Staunen über das, was um uns herum geschieht. Das, was uns in die Hände fällt, freudig mit anderen teilen. Und immer in der vertrauensvollen Gewissheit leben, dass da jemand ist, der sich vor jeder Leistung in Liebe an uns erfreut.


Elfriede Demml (33), Pastoralreferentin in Graz, 22. Februar 2021 
Erschienen in: Die Tagespost
, 6.5.2021

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