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In der Stille

 

Eine Woche schweigend in einem Kloster? Eine Woche kein Handy? Keinen Computer? Eine Woche nur mit sich selbst konfrontiert? Nur beten, draußen spazieren, Messe feiern, gemeinsam schweigend essen, schlafen? Und die einzige Lektüre die Bibel? Und was soll man bloß jeden Tag 45 Minuten mit der geistlichen Begleitung besprechen? Und dann fällt die Woche der ignatianischen Exerzitien für die Theologiestudenten und Pastoralpraktikanten in diesem Jahr genau in die Faschingswoche! Das mag sich für manche wie der reinste Horror und ziemlich langweilig anhören.

Aber langweilig war es ganz und gar nicht. Ich würde es eher als eine Abenteuerreise nach innen bezeichnen. Und als eine Schule des Hörens. Da betrachten wir zum Beispiel die Bibelstelle von der Heilung eines Taubstummen (Markus 7,31 - 37). Es hilft mir, meine Gedanken dazu aufzuschreiben: „Oh ja, Herr, öffne auch mir die Ohren, damit ich deine Stimme höre. Und löse meine Zunge, damit ich deine Herrlichkeit verkünde! Ich stelle mir vor, wie du mir die Finger in die Ohren legst, wie dem Taubstummen. Halt! Ich weiß nicht, ob sie sauber sind. Erst muss ich lachen über meine unwillkürliche Reaktion. Aber vielleicht ist das das Problem. Ich will immer die Dinge erst selber soweit es geht in Ordnung bringen und du sollst dann das „retten“ was ich nicht alleine kann. Besser wäre es, dir gleich den ganzen Dreck zuzumuten, sodass wir Schritt für Schritt gemeinsam Ordnung machen. Ja Herr, schau dir meine verstopften Ohren an, mach sie hörend, sodass sie an deinem Herzen ruhend, deine Stimme vernehmen. Und löse meine Zunge, sodass ich das, was ich an deinem Herzen vernehme, verkünden kann, in einer Sprache, die die Menschen verstehen. Amen.“

Und es hilft mir auch, die Gedanken die in der Stille plötzlich laut werden, schöne und schwere, nicht nur mit Gott, sondern auch in der geistlichen Begleitung zu besprechen, jemanden zu haben, der von außen auf die Dinge schauen kann, der nicht selbst darin verstrickt ist. Jemanden zu haben, dem man Dinge erzählen kann, die man sonst niemanden sagen kann oder will. Jemanden zu haben, von dem man sicher sein kann, dass das, was da gesprochen wird, nicht weitererzählt wird, sondern nur dem Herrn „zur weiteren Bearbeitung“ übergeben wird.

Danke für die wunderbare Woche mit mir, mit Gott, in einer wunderbaren Landschaft und nicht zuletzt mit wunderbaren Weggefährten, die man – man sollte es nicht glauben – trotz oder gerade wegen der Stille ziemlich gut kennen und schätzen lernt!

 

Elfriede Demml (27), Pastoralpraktikantin im Pfarrverband Graz-Liebenau, März 2015

Erschienen in: Ausseerland Pfarrblatt, April 2015

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