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Himmlisches Navi

 

Es ist Samstagnachmittag gegen 17 Uhr und ich merke, dass ich eigentlich schon zur Toilette muss. Die nächste Assistentin kommt frühestens in drei Stunden. Und ich bete: "Herr, ich halte es schon noch aus, aber falls du mir rein zufällig jemanden vorbeischicken willst, würde ich mich auch voll freuen." Ca 20 bis 30 Minuten später schaue ich aus dem Fenster. Ich sehe jemanden auf dem Kirchplatz herumirren. Das passiert öfter, dass sich jemand hier nicht auskennt. Ich schaue noch mal genauer hin und merke, es ist Myriam von den Kleinen Schwestern Jesu! Ich gehe davon aus, dass sie mich besuchen möchte und mache die Tür auf und rufe: "Kleine Schwester Myriam, bist du das?" - "Ja Elfriede, was machst denn du hier?", höre ich von draußen. "Ich wohne hier", lache ich. Scheinbar war sie doch nicht auf der Suche nach mir. Sie erzählt mir, dass sie von einer arabischen Frau zum Fastenbrechen eingeladen worden wäre in einer Gasse mit der Hausnummer 24. Nur komischerweise endet die Gasse schon bei der Hausnummer 22 und dann ist da schon der Platz, wo ich wohne. Scheinbar wurde sie also ganz unabsichtlich zu mir geschickt und ich merke doch die himmlische Regie dahinter. Myriam kann ihre Bekannte telefonisch nicht erreichen und beschließt deshalb, einfach doch mich zu besuchen und ich lade sie hoch erfreut auf einen Tee ein und frage sie, ob sie vielleicht auch noch mit mir aufs Klo gehen mag. Das macht sie gerne. Ich bin wirklich einfach nur überwältigt, wie ernst Gott meine Gebete nimmt. Und ich weiß noch gar nicht, ob ich ihr das verraten kann, dass ich darum gebetet habe, dass jemand "zufällig" vorbeikommt, weil es mir fast zu unglaubwürdig vorkommt.

Am Ende ihres Besuchs habe ich ihr dann doch verraten, dass ich darum gebetet hatte, dass heute jemand zu mir kommt, um mit mir aufs WC zu gehen und sie ist sehr berührt, denn sie erzählt mir, dass sie eigentlich gar keine Lust hatte, von zu Hause loszugehen und dann doch das Gefühl hatte, dass sie aufbrechen sollte und als sie bei der Hausnummer 22 war, und gemerkt hat, dass die Straße nicht mehr weitergeht, hatte sie auch das Gefühl, dass sie trotzdem noch weitergehen soll. Und so ist sie bei mir gelandet, weil Gott sie mir geschickt hat.

 

Elfriede Demml, 15. März 2025, erschienen in: Ausseerland Pfarrblatt Mai/Juni 2025

© 2015 Elfriede Demml - Mit Gott im Alltag

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