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Zutrauen

 

Ich bin auf einem Bahnhof, den ich nicht kenne und finde den Lift nicht. Die Leute, die ich frage, verstehen mich entweder nicht, haben keine Zeit, wissen es nicht, oder gehen einfach achtlos an mir vorüber. Da sehe ich hinten in der Ecke eine Gruppe von jungen Burschen, diese typischen Jugendlichen, die auf jedem Bahnhof herumlungernd zu finden sind. Wenn sich jemand hier auskennt, dann sie, denke ich und fahre mit meinem Rollstuhl zu ihnen hin. Als ich ihnen mein Problem schildere, ist es mir, als würden sie aufblühen und als würde neues Leben in sie kommen. Voller Tatendrang begleiten sie mich wie Bodyguards zu meinem Bahnsteig. Es ist, als hätten sie nur auf diesen Auftrag gewartet.

 

Ich bin ganz gerührt von den hilfsbereiten Burschen, die sonst wohl eher negativ in der Gesellschaft auffallen. In dieser Situation wird für mich mal wieder ganz deutlich: Es muss mir jemand etwas zutrauen, damit ich aufblühen kann. Und ich kann anderen zu ihrem Wachstum verhelfen, wenn ich ihnen etwas zutraue.

 

Elfriede Demml, 24. Jänner 2025, erschienen in:

© 2015 Elfriede Demml - Mit Gott im Alltag

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